Wort zur Woche

8. Sonntag nach Trinitatis

Wochenspruch: „Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ Epheser 5,8.9

Leitmotiv: Die Wirkung des Glaubens im Leben

„Werdet wie die Kinder“, sagt Jesus. „Lebt als Kinder“, sagt der Wochenspruch. Im ersten Fall ist das Kindsein Ideal, im zweiten ist es Vorgabe. Durch den Glauben sind wir zu Kindern Gottes geboren. Wer als Kind geboren ist, muss nicht erst noch Kind werden. Wer als Mensch geboren ist, muss nicht erst noch Mensch werden. Oder doch?

Wir können uns ja auch vom Kind zum Unmenschen entwickeln. Ist das nicht wirklich unser Problem? Nicht, dass wir als Erwachsene schlechthin unmenschlich wären. Aber wir sind es in mancher Hinsicht. Und damit machen wir uns alle schweren zwischenmenschlichen Konflikte.

Weil wir keine Kinder sein wollen. Damit meinen wir: Bloß keine Schwäche zeigen! Immer groß und wichtig tun. Macht besitzen und Kontrolle ausüben. Eine makellose Leistungsbilanz aufweisen. Keine Zeit haben. Wir legen die Kindlichkeit ab, als wäre es eine peinliche Spielhose, aus der wir längst herausgewachsen sind. Wir sind nicht mehr ehrlich. Wir kontrollieren unsere Gefühle übergenau.

Verständlich ist das schon.  Denn alle diese Eigenschaften haben eine schmerzliche Distanz zwischen den Erwachsenen und uns bewirkt, als wir selbst noch Kinder waren. Das hat sie uns so fremd gemacht. Wir haben sie nicht verstanden und sie haben uns nicht verstanden. Sie hatten andere Probleme als wir. Und sie vermittelten uns sehr deutlich, dass ihre Probleme die eigentlichen, wirklich bedeutsamen waren, im Vergleich zu unserem Kinderkram. Wir lernten: Diese fremde Erwachsenenwelt ist die wichtige Welt. Diese Probleme muss man haben, sonst ist man kein vollwertiger Mensch. Also ahmten wir die Erwachsenen nach und wurden so wichtigtuerisch und humorlos wie sie.

Zum Beispiel vertauschten wir unsere kindlichen Sinn für wahre Komik mit blöden, angeberischen Witzen. Denn wir lernten: Wenn du zu jeder Zeit einen reißerischen Witz erzählen kannst, dann bist du wer. Dann bist du wichtig. Je mehr sie grölen, desto wichtiger. Und besonders pfiffig erwachsen und überaus humorlos ist: Das lässt sich sehr gut vermarkten. Unterhaltungsindustrie sagt man zu diesem globalen Produktionsmonster der Fließbandproduktion verkitschter und verstümmelter Gefühlsplagiate Erwachsener.

Das Programm des christlichen Glaubens ist anders.  Wenn wir es leben, geht viel Gutes daraus hervor. Menschliches.

Hans-Arved Willberg

Über Hans-Arved Willberg

Dr. phil. Hans-Arved Willberg Trainer - Dozent - Publizist Jhg. 1955, vh., 2 Söhne, wohnt in Etzenrot bei Karlsruhe Inhaber Beratungsfirma Life Consult und Leiter Institut für Seelsorgeausbildung (ISA)
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