7. Sonntag nach Trinitatis
Wochenspruch: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ Epheser 2,19
Leitmotiv: Tischgemeinschaft mit Gott
Bei Gott daheim. „Nun, so will ich wallen meinen Pfad dahin, bis die Glocken schallen und daheim ich bin.“ Diese Strophe aus dem Lied „Stern, auf den ich schaue“, haben wir daheim oft gesungen. Das ist tief eingeprägt. Das ist mir sehr vertraut. Ich liebe dieses Lied und möchte, dass es bei meiner Beerdigung gesungen wird.
So wie ich die Glocken liebe. Gestern abend, als das Geläut der katholischen Kirche unten im Dorf zur Messe rief. Ganz unverschämt in den stillen Sommerabend hinein. Das war kein Störgeräusch wie so viele andere Töne. Das war heimatlich. Das liebe ich an unserer Heimat: Dass die Kirche noch im Dorf steht. Dass die Glocken es noch wagen, sich aus Dank und Freude zu wiegen und zu schütteln. Bei allem Respekt für die islamische Kultur, bei allem Zauber aus tausendundeiner Nacht, der mich anhaucht, wenn der Muezzin in die Stille des Abends hinein zum Gebet ruft: Damit wollte ich nicht tauschen.
Heimat. Das Wort ist so erbärmlich verkitscht. Und doch spricht es mich so sehr an. Weil es meine allergrößte Sehnsucht ausspricht. Und weil es meinen Dank zum Klingen bringt. Daheim sein dürfen. Ein menschenwürdiges Zuhause haben. Einen Ort, an den ich immer neu am allerliebsten zurückkomme. Um den meine Gedanken liebevoll kreisen, wenn ich in der Ferne bin.
Wie furchtbar ist das, wenn Menschen kein Zuhause haben. Oder ein Zuhause, in dem Krieg ist. Wie tragisch ist es, wenn Menschen ihr Zuhause nicht erkennen. Wenn sie am gedeckten Tisch verhungern, weil sie nicht glauben, dass es gut ist und sie wirklich satt macht, was sie dort sehen. Weil sie nicht glauben, dass es gratis ist. Dass sie einfach zugreifen und genießen dürfen, dieses Leben, wie es ist.
„Gratis“ kommt von „Gratia“ und das heißt „Gnade“. Dieses eine Leben ist ein Geschenk, hier und jetzt. Auch wenn es schwer ist. Dann ist es eben ein Geschenk, dem der Wert erst abgerungen werden muss. Um erst recht als Geschenk erkannt und geliebt zu sein. Dorthin rufen die Glocken: Der Tisch ist gedeckt. Freue dich deines Lebens.
Hans-Arved Willberg