Palmarum
Wochenspruch: „Der Menschensohn muß erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ Johannes 3,14.15
Leitmotiv: Einzug des Königs
An ihn glauben heißt ihm folgen. Soweit du folgen kannst. Bis zum Menschenschlächterberg. Wo die bestialischen Tötungsbalken stehen. Bis zur hochoffiziell verordneten Tötungsprozedur: Höhnen, geißeln, bis die Fleischfetzen heraushängen, das Blut in Strömen fließt, die Ohnmacht naht. Ihn einen Tötungsbalken selber schleppen lassen, bis er zusammenbricht. Ihn weiter zerren. Die Balken in Kreuzform auf den Boden legen, zusammennageln. Ihn auf die Balken dehnen, hinschnüren. Den Nichtmenschen. Weiter höhnen, ausspucken über ihm. Gute, große Nägel nehmen. Den großen Hammer. Anheften. Aufrichten. Alles sehen, mitgequält, wahnsinnig vor Angst und Entsetzen. Bleiben. Gelähmt, schuldig, vollkommen überfordert. Mit ihm zum Ende kommen. Erdrückt von Finsternis. Erwürgt vom Leid. Zerrieben in Angst. Erdrückt von Schuld.
Aber dann! Die Tränen lösen sich. Der König kommt. Durch denTränenschleier siehst du ihn nahen. Zu deinen Füßen sinkt er hin. Ganz nah. Gelöst das furchtbar entstellte Gesicht. Der Qual endlich entronnen. Tränenbalsam. Jesus.
Wie soll ich dich empfangen und wie begegn ich dir? Einfach nur bleiben, so lang es geht. Helfen beim guten letzten Werk an dir. Schwersten Abschied nehmen. Bis das Grab sich schließt.
Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem. Ich glaube dir, ich folge dir. So weit es geht, so weit ich kann. Bis sie mit dem Hebebalken den schweren, runden Stein vor den Eingang deiner letzten Ruhestätte drücken. Bis zuallerletzt.
Und dann? Dann hört das Folgen auf. Die Tatsachen sind vollendet.
Bis er kommt und lachend deinen allzu kleinen Glauben tadelt.
Hans-Arved Willberg