Judika
Wochenspruch: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ Matthäus 20,28
Leitmotiv: Dienstbereitschaft
Was ist dienlich? Was tut gut? Nicht nur mir, sondern auch dir? Nicht so, dass ich das große Tortenstück bekomme und du die Krümel, sondern wirklich brüderlich: Du ein Stück und ich ein Stück und im Zweifel bekommst du natürlich das größere? Natürlich bescheiden? Ist das schwer? Verbissen? Sind das große Opfer? Aber nein.
Der Herr aller Herren und König über alle Könige hat nur ein Interesse: Dienen. „Womit kann ich dienen?“ Was für eine gute, schöne Frage. „Was kann ich für dich tun?“
Ich habe mich gewundert, als ich neulich einer Kundin zur Auffrischung des Kontakts eine Mail in diesem Sinne schrieb: „Ich möchte Sie unterstützen. Was kann ich für Sie tun? Wie können Sie meine Kompetenzen für ihre Ziele brauchen?“ Das sei mit Abstand das angenehmste, freundlichste Angebot gewesen, das sie seit langem erhalten habe. Ist denn die Einstellung, nicht zu dienen, sondern bedient zu werden, wirklich so sehr verbreitet? Auch unter den Christen? Manchmal fürchte ich es. Das macht mir Angst.
Diese Haltung hat doch gar nichts Heroisches. Gar nichts Quälerisches. Natürlich, daraus kann freiwilliges Opfern entstehen, bis hin zur freiwilligen Aufopferung. Das ist ja immer so, wo wir Sinn finden. Das spornt immer an zu noch mehr, das zieht hin zur Ganzhingabe. Aber sollten wir uns davor fürchten? Was ist denn ein Leben, das ohne ganze Hingabe bleibt? Ist das nicht arm und eng?
In Lybien sind viele bereit, ihr Leben für die Freiheit zu opfern. Und sie tun es auch, jetzt wieder, in diesem Moment, wo Du das liest. Obwohl ihnen kaum jemand dient unter den Mächtigen. Warum eigentlich: Weil sie alle nur selbst bedient werden wollen? Weil sie es nicht dienlich finden, Gaddafi wirklich fallen zu lassen? Hin- und hergeschoben haben sie die Verantwortung und den Tyrannen wüten lassen gegen sein eigenes Volk. Wieder einmal. So geht die übrige Welt mit Afrika um. Oder nicht?
Und was dient den Flüchtlingen eigentlich wirklich? Und den französischen Roma? Ich wundere mich, warum anscheinend niemand so fragt in der Politik. Die Probleme ließen sich viel leichter lösen, wenn aus der Perspektive der Betroffenen gedacht und entschieden würde. Dort und überall.
Hans-Arved Willberg