18. Sonntag nach Trinitatis
Wochenspruch: „Das Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, daß der auch seinen Bruder liebe.“ 1.Joh.4,21
Leitmotiv: Die Liebe als das höchste Gebot
„Mit der Bergpredigt kann man nicht die Welt regieren.“ Bismarck soll das gesagt haben. Ein oft zitierter Satz. Warum wird er so gern geglaubt? Weil Regieren mit Unrecht gleichgesetzt wird? In der Tat: Mit der Bergpredigt lässt sich Macht nicht missbrauchen. Mit der Bergpredigt lässt sich Recht nicht verdrehen. Mit der Bergpredigt lässt sich keine Rechthaberei begründen. Und kein Vortäuschen von Fakten, die nicht stimmen. Und kein Durchsetzen von Vorhaben gegen die eigenen friedlichen Bürger mit brachialer Gewalt.
Nein, Kanzler Bismarck. Nein, Ministerpräsident Mappus. Ohne die Bergpredigt kann man die Welt nur durch Unrecht regieren. Und ohne die Bergpredigt regiert man sogar eine Demokratie kaputt. Indem sich so verhält, als gäbe es sie nicht. Um einfach seine Beschlüsse durchzusetzen, gleich, ob sie sinnvoll sind oder nicht. Etwas weiter nordöstlich war das bis vor 20 Jahren gang und gäbe. Und auch jenes Staatsgebilde nannte sich „Demokratie“. Und war stolz darauf. Und meinte, die einzig wahre zu sein. Und verteufelte das aufmüpfige Volk. Bis es Hunderttausende wurden, die demonstrierten.
Wir sind das Volk. Wir haben das Recht, dass in aller Ruhe parlamentarische Beschlüsse noch einmal in aller Gründlichkeit durchdacht werden, wenn sehr zweifelhaft geworden ist, ob ihre Umsetzung noch sinnvoll ist. Und wenn wir, querbeet durch alle Gesinnungs- und Altersschichten, das zu Hunderttausenden einfordern, dann haben unsere gewählten Volksvertreter die Pflicht, das ernst zu nehmen, statt mit Gewalt zu reagieren.
Die Bergpredigt ist das universelle Grundmanifest der Deeskalation. Den Kernsatz der Bergpredigt teilen verantwortungsbewusste Menschen aller Kulturen und Religionen. Er ist das höchste Gebot der Mitmenschlichkeit – das Liebesgebot, nicht mehr und nicht weniger: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihnen auch!“ Darin hängt die Bergpredigt wie die Tür in der Angel. Das ist gute Politik. Ihr wollt gern als Demokraten ernst genommen werden, ihr Volksvertreter. Dann nehmt auch uns ernst. Wir sind das Volk.
Gott lieben: Höchste Werte achten und wahren. Freiheit. Die Unantastbarkeit der Menschenwürde. Achtung vor der Mündigkeit des Bürgers, Schutz des Schwächeren. Das „C“ steht für „christlich“. Und für das Christliche steht die Bergpredigt. „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst.“Auch wenn es schwer fällt. Gewiss ist Liebe ein großes Wort. Wechselt es in kleine Münze. Bemüht euch um Bergpredigtpolitik. Oder streicht das „C“. Oder tretet zurück.
Hans-Arved Willberg